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KONZERTTERMINE

06.07.23 Kulturfestival CH- St. Gallen Tickets
02.08.23 Karlsruhe Zeltival (mit Orchester) Tickets
03.08.23 Lübeck Werftsommer (mit Orchester) Tickets
04.08.23 Diepholz Apple Tree Garden (mit Orchester) Tickets
05.08.23 Elend Rocken Am Brocken (mit Orchester) Tickets
06.08.23 Potsdam Waschhaus Open Air ( mit Orchster) Tickets
12.08.23 Mannheim BUGA Tickets
02.09.23 Darmstadt Golden Leaves Festival Tickets

Mine hat mit ihrem selbstbetitelten Debütalbum aus dem Jahr 2014 und dem Nachfolger » Das Ziel ist im Weg« zwei Jahre später alleine, aber immer wieder auch gemeinsam an der Seite von Künstlern wie den Orsons auf Songs und Bühnen eindrucksvoll bewiesen, dass Popmusik viele Gesichter haben kann.
Ihre Lieder klingen so anders, nischig und mutig, gerade richtig leise und dann wieder laut, wie wenig anderes. Nur verständlich, dass es dafür 2016 den Preis für Popkultur in der Kategorie »Lieblingssolokünstlerin« gab.

Anfang 2017 schaute Mine sich gemeinsam mit Fatoni auf »Alle Liebe Nachträglich« dann in der Retrospektive das vielschichtige Phänomen zwischenmenschlicher Beziehungen an und erntete dafür durch die Bank Fürsprechungen von Fachpresse und Feuilleton – am Ende des gleichen Jahres erfüllte sie sich mit einer 32.000-Euro-Crowdfunding-Kampagne und Gästen wie Friedrich Lichtenstein, Grossstadtgeflüster, Bartek (Die Orsons), Fatoni, Edgar Wasser, Tristan Brusch, Textor (Kinderzimmer Productions), Haller, Ecke Prenz und dem Berliner Kneipenchor in Eigenregie bereits zum zweiten Mal den Traum vom selbst arrangierten Herzensprojekt namens Orchester-Konzert.

Dunkle Streicher, bedrohliche Trommeln. So geht es los. Und wird erstmal nicht leichter. Denn dann singt Mine mit dieser tollen Stimme, die alle Radiohits der Welt (und vor allem die deutschen) in mindestens genauso schön singen könnte: „Ich bin 100 Jahre alt / Mein Kopf ist voll, die Füße kalt / Die ganze Welt hat sich auf meine Brust gesetzt / Der Mensch ist so ein argloses Geschöpf.“ 

Es gibt sicher flockigere Wege, ein Album zu eröffnen. Aber warum sollte man das tun – nach so einem beschissenen Jahr? Und warum nicht den Leuten erst einmal diesen wuchtigen Songbrocken namens „HINÜBER“ an den Kopf werfen, in dem übrigens die große Sophie Hunger als Gast einen furiosen Auftritt hat? Durchatmen kann man ja später. Das Titelstück und der Rausschmeißer „UNFALL“ bilden eine starke Klammer des im April erscheinenden Albums von Mine. Auch „UNFALL“ ist direkt und gesellschaftskritisch, ohne dabei belehrend zu sein. Vielmehr verbeißen sich Mines Fragen im eigenen Denken: „Was ist Freiheit? Wer beengt mich? Was ist Arbeit? Wer beschenkt mich? Wer hat stets genug für sich? Wer starrt hungrig auf den Tisch?“ 

Im Gespräch sagt Mine: „2020 war natürlich wie gemacht dafür, ein wenig mehr nachzudenken, weil man viel Zeit mit sich selbst verbringen musste. ‚UNFALL‘ fasst sehr gut zusammen, wie ich mich gefühlt habe.“


Mit „UNFALL“ eröffnet Mine die Kampagne des im April erscheinenden Albums. Mal wieder mit einer außergewöhnlichen Idee, wie man das von ihr so kennt. Auf der Website singMINEsong.de lässt sie ihren musikalischen Fans und befreundeten Künstler*innen den Vortritt, teilte Noten und Text und lädt alle ein, eigenen Versionen zu machen, bevor sie ihre veröffentlicht. Die Musik dazu – wir können es schon verraten – brodelt und dröhnt, ist dann mal wieder ganz zärtlich, bäumt sich auf, fällt in sich zusammen, wirft einen durch den Raum.

Aber keine Bange: „HINÜBER“ ist nicht die große Pandemie-Platte. Ein neues Album stand bei Mine eh an, obwohl „Klebstoff“ noch gar nicht so lange her ist. Sie hätte sowieso ein Jahr ohne eigene Tour gehabt. Was zum Teil daran lag, dass die Zeit davor sehr gut für sie lief. Dank „Klebstoff“ war sie beim Preis für Popkultur gleich in drei Kategorien nominiert, 2016 hatte sie diesen bereits als „Beste Künstlerin“ gewonnen. Ihre Tour war komplett ausverkauft, und – das unterschreiben wohl alle, die dort waren – eine durch und durch herzenswarme Angelegenheit. Dieses komische Jahr hatte allerdings trotzdem Einfluss auf ihre Arbeit: „Ich musste feststellen, dass ich mehr Luft hatte, weil eben alle Live-Sachen weggefallen sind. Ich habe also vielleicht mehr Arbeitszeit in dieses Album stecken können, als es normalerweise möglich gewesen wäre. Die Liebe zum Musikmachen und auch die Euphorie waren deshalb noch ein wenig krasser als sonst. Wobei das auch daran liegt, dass ich zwar immer schon viel selbst produziert habe, aber meine Skills von Album zu Album gewachsen sind. Es hat mir einen Kick gegeben zu merken, dass ich inzwischen komplett autark arbeiten kann, wenn ich will. Deswegen bin ich an diesen Liedern gefühlt so nah dran wie nie zuvor.“ 

Wie sonst auch, waren ihre Wegbegleiter Marcus Wüst und Dennis Kopacz, die seit Album Nummer eins dabei, weiterhin an der Produktion beteiligt.

Als Gegenpol zu den politischen Stücken gibt es auf „HINÜBER“ wieder diese ergreifenden, pointierte Lieder über das Minenfeld der Emotionen und des Zusammenlebens. „ELEFANT“ ist da ein gutes Beispiel – und ein Highlight. Hier singt Mine mal Kopfstimme, die Musik dazu ist fast funkig, als habe da jemand viel Prince gehört in letzter Zeit. Textlich geht es natürlich, um den Elefanten, der gerne mal im Raum steht. Eine tolle, allseits bekannte Metapher, die endlich mal ihre eigene Hymne verdient hat. Mines Augen strahlen, wenn sie darüber spricht: „Den Track feiere ich voll. Den habe ich geschrieben und gleich gemerkt: Geil, der puncht. Die Idee kam mir, als ich mal nachmittags cheesy Privatfernsehprogramm geschaut habe und da im Hintergrund so schlechte Fahrstuhlmusik lief. Dieses leichte Tänzeln fand ich faszinierend und wollte damit was machen.“ 

Man merkt schon jetzt, dass es weiterhin schwierig bleibt, bei Mine das „Klingt wie …“-Referenz-Karussell anzuwerfen. Ihre Musik hat in der deutschen Pop-Landschaft einen Sonderstatus. Man hört ihren Songs an, dass sie gerne mit dem angenehmen Teil des deutschen HipHops arbeitet, Leuten wie den Orsons, Edgar Wasser, Dexter, Crack Ignaz, Großstadtgeflüster, Samy Deluxe und natürlich Fatoni. Gleichzeitig hat sie eine Affinität zu Popsongs, die mit einfachen Worten mehr sagen wollen und eine ganz eigene Sprache sprechen – etwas, dass Tristan Brusch und Haller, oder auch Sophie Hunger in ihren deutschsprachigen Stücken immer wieder hinbekommen. All die hier genannten Namen haben übrigens tatsächlich schon mit Mine Songs aufgenommen – was vielleicht die These nahelegt, dass die beste Mine-Referenz die Quersumme all ihrer stets handverlesenen Gäste ist.